Von Station zu Station. Das geht!

Für kurze Strecken im Stadtgebiet ist Zu-Fuß-Gehen oft das schnellste Fortbewegungsmittel. Häufig überschätzen wir die Länge der Strecken und die Zeit, die wir dafür brauchen. Insbesondere die Strecken zwischen zwei U-Bahn-Stationen sind oft kürzer als man denkt. Warum es sich außerdem lohnt an der Oberfläche zu bleiben? Petra Jens hat es ausprobiert.
Zeit gewinnen war bisher alles, was meinen Weg zur Arbeit bestimmt hat. Möglichst schnell aus dem Haus, schnell in die U-Bahn, schnell ins Büro, schnell zum ersten Termin. Lästiges Warten an der Station, Hineinquetschen in volle Wagons und Ärger über Verkehrsstörungen nahm ich in Kauf. Das kommt in Wien ohnehin nicht allzu oft vor. Ganz anders in Städten wie London, wo Öffis so hoffnungslos überlastet sind, dass die Verkehrsbetriebe aktiv dazu auffordern zu Fuß zu gehen.

Denn in der Regel wird die Länge der Fußwege zwischen U-Bahn-Stationen überschätzt.
So ist das auch in Wien, wo zwischen manchen Stationen nur wenige Gehminuten liegen. Von der Thaliastraße bis zur Josefstädterstraße beispielsweise dauert es zu Fuß nur fünf Minuten. Da lohnt es sich schon einmal, an der Oberfläche zu bleiben und einfach loszumarschieren.

Ein Selbstversuch
Die Vorteile des Zu-Fuß-Gehens aufzuzählen, fällt leicht: Es ist gesund, gut für die Umwelt und kostet nichts. Doch: Was passiert mit mir, wenn ich jeden Tag ein Stück mehr zu Fuß gehe? Dieses Jahr wollte ichs wissen. Deshalb steige ich täglich auf dem Weg zur Arbeit, erst eine U-Bahn-Station später ein und gehe stattdessen ein Stück zu Fuß. Nach zwei Monaten Selbstversuch war ich positiv überrascht.

Der Routenplaner rechnete mir aus, dass mein Weg von zu Hause bis zur übernächsten U-Bahn-Station 14 Minuten dauert. Diese konnte ich locker unterbieten. Die zusätzlichen 1.500 Schritte bei jedem Wetter, bewahren mich seither vor jeder Erkältung, selbst wenn um mich herum die Grippe grassiert. Und auch auf meine Arbeit wirkt sich die tägliche Bewegung positiv aus – ich beginne meine Arbeit wesentlich konzentrierter, als zuvor.

Grafik Johannes Essl

Grafik Johannes Essl

Das Beste ist aber, dass jetzt am Weg zur Arbeit Zeit bleibt zum Nachdenken, zum Erledigen von Telefonaten oder einfach zum Musikhören. Neulich stieß ich dabei auf den alten Klassiker „Da Wüde mit seiner Maschin“ von Helmut Qualtinger. Darin singt er: „I hob zwoar ka ohnung wo i hinfoahr, aber dafür bin i gschwinder duat“. Ich mag in der Rush-Hour nicht mehr nur „gschwinder duat“ sein. Ich gehe jetzt einen Teil des Weges zu Fuß und habe einfach mehr vom Tag.

 Die kürzesten Geh-Distanzen von Station zu Station

  • Museumsquartier – Volkstheater: 4 Minuten
  • Thaliastraße – Josefstädterstraße: 5 Minuten
  • Westbahnhof – Zieglergasse: 5 Minuten

Hier finden Sie den Wiener U-Bahn-Netzplan mit den Angaben zu den Geh-Minuten zwischen den Stationen: Geh-Minuten. Von Station zu Station

 

14 Kommentare

Karin sagte am 17.03.2016, 09:07:
Westbahnhof - Zieglergasse in 5 Minuten zu Fuss ??? Gratuliere. Ich denke es ist eher Zieglergasse - Neubaugasse gemeint.
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Daniel Böhm sagte am 17.03.2016, 09:17:
Liebe Karin. In dem Fall sind die nähest aneinanderliegenden U-Bahn-Ausgänge gemeint. In dem Fall braucht man nur die Mariahilfer-Straße runter zu gehen. Das geht sich in 5 Minuten aus!
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Hannes sagte am 18.03.2016, 01:16:
Was ich ein bissl einen unfairen Vergleich finde. Mitte-Mitte durch zwei haette ich da angebrachter gefunden. Die Ubahn beamt sich die groessenordnungsmaessig 200m (U-Bahn-Bahnsteiglaenge - wie gesagt, groessenordnungsmaessig) ja auch nicht in 0 Sekunden vorbei. Also jeweils 1-1.5 Minuten mehr fuer die 100 Meter. (Wobei das auch wieder nicht stimmt, weil dafuer ja die Wege innerhalb der Stationsgebaeude entfallen, ginge man wirklich stattdessen zu Fuss, insofern - vielleicht passts eh so:) Netter Plan auf jeden Fall, danke. H.
Damaris sagte am 17.03.2016, 10:32:
So ein Plan wär auch für Bus- und Bimstationen super. Da geht man ja meist auch nur einige Minuten...
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Daniel Domany sagte am 17.03.2016, 16:01:
Tolle Idee. Ich gehe jeden Arbeitstag zb. von der S45 Station Penzing die Maxingstrasse hinauf bis zur Atzgersdorfer Strasse wo ich in den 62er einsteige . 4:52 -5:22 (also 30min Gehzeit) Zudem geh ich in der Früh immer ca 2km bis zur S45 Station Ottakring 4:20-ca 4:40) und auch das letzte Stück in die Firma gehe ich zufuss (ca 15min Gehzeit. Zurück fahr ich aber meistens alles .
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Daniel Domany sagte am 17.03.2016, 16:17:
Kleine Anmerkung noch zu dem Text: Auch die U Bahn bleibt zwischen Thaliastrasse und Josefstätterstrasse an der Oberfläche ;)
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Monika sagte am 18.03.2016, 06:14:
Ich geh sowieso viel lieber zu Fuss, da sieht man viel mehr ;)!! Wien ist eine wunderschöne Stadt!
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Gerhard Zeiler sagte am 18.03.2016, 08:43:
Als ich davon gelesen habe, dachte ich super, dass sich jemand die Arbeit macht. Nun wo ich weiß was es wirklich ist, bin ich enttäuscht. Ausgang zu Ausgang und mit Routenplaner berechnet. Das sagt ja nichts über die Realität aus. Zug zu Zug und wirklich gegangen. Das wäre wirklich hilfreich. Aber eben mehr Arbeit. Verlange ich auch gar nicht, dass das jemand tut. Aber so weiß ich kaum mehr als zuvor.
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Daniel Böhm sagte am 18.03.2016, 08:57:
Hallo Gerhard. Ich verstehe schon was du meinst, aber ich würde wenn ich ein zwei Stationen statt dem Ubahn-Fahren gehen würde, nicht erst wieder bis zum Bahnsteig gehen bzw. vom Zug weg. Angenommen du kommst am Hauptbahnhof an und hast ein Ziel nahe dem Karlsplatz. Dann ist es doch viel interessanter, wenn du weißt wie lange du vom Bahnhof bis zum Karlsplatz brauchst, als zu wissen wie lange du von U-Bahn-Steig zu U-Bahn-Steig brauchst. Die Ziele, die die Leute besuchen wollen, sind doch meist an der Oberfläche. Oder wie siehst du das? Liebe Grüße Daniel :)
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Heide sagte am 19.03.2016, 23:10:
Perfekt! 1A habe ich auch überlistet. Bis der Bus sich durch die Herrengasse bemüht, bin ich vom Schottentor bereits in der Brandstätte! Grandioses Erfolgserlebnis, noch dazu mit einem vor 4 Monaten eingebauten Knie! Lieben Gruß
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Peter sagte am 22.03.2016, 15:32:
Die kürzeste Geh-Distanz ist Burggasse-Thaliastraße: 2 min. Ausgang Gablenzgasse bis zum Hintereingang gleich nach der Koppstraße
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Hanni sagte am 31.03.2016, 22:18:
HAaa! Großartig! Das ist schon lange mein Motto: "Aa Station is ollaweil no gangen!" :-D Das heisst auf meinen Schleichwegen wirds eng?! ;-) Geniale Sache! Stationen ergehen ist nicht nur für den Körper und Seele gut...sondern auch für den Geist: Man sieht so unheimlich viel!! Von Natur, Gebäuden, Geschichte von Wien, Kunst, Menschen, tolle Abverkäufe....nackte Körper (....also die in Stein/Bronze etc gemeisselten ;-D) Kleine Quizralley für neugierige Aussteiger: Wieviele frei gelegte Brüste sieht man zB zwischen Volkstheater und Herrengasse....im Gegensatz zu den nackten Männern? (Ich sage nur: Bildhauerei war früher wohl wirklich eher in männlicher Hand :-D) Oder: Wo gibt es eine in Stein gehauene Hauskatze? Ach, ich liebe Wien :-) Auf Bald zwischen den Stationen!
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Hanna sagte am 04.04.2016, 21:50:
Die Karte find ich echt cool. Ich finde es nur schade, dass immer nur die Gehminuten zwischen Stationen der selben Linie eingetragen sind. Ich würde es interessanter finden, wenn man mal sieht, wie nahe teilweise die Stationen verschiedener Linien beieinander liegen. Da kann man bestimmt auch öfter mal Zeit sparen, statt zweimal weitläufig umsteigen, lieber mal einen Abschneider zu Fuß machen :)
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Anna Sonnleitner sagte am 05.04.2016, 07:38:
Hallo Hanna! Das ist eine gute Idee, die wir gerne aufgreifen werden. Vielen Dank für deine Anregung! Schöne Grüße, Anna
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