Von der Stadt der kurzen (Fuß-)Wege

Sie haben etwas Geheimnisvolles, die sogenannten „Durchhäuser“ von Wien. Rund 700 solcher Durchgänge gibt es in der Stadt. Sie erlauben Zu-Fuß-Gehenden Abkürzer durch Wohnanlagen, Hinterhöfe und Passagen. Abseits vom Straßenlärm bieten sie angenehme Wegeverbindungen, die noch dazu Zeit sparen.

Einige Durchgänge sind touristische Attraktionen, wie der Sünnhof in Wien Landstraße oder der Raimundhof in Mariahilf. Andere geben sich bescheiden, wie der viel genutzte „Bärenmühldurchgang“ auf der Wiedner Hauptstraße.

Besonders viele Durchhäuser gibt es im dritten Wiener Gemeindebezirk – aus Tradition, aber auch Dank des jahrzehntelangen Engagements von BezirksvertreterInnen und BürgerInnen, konnten viele Durchgänge nicht nur erhalten, sondern sogar neu geschaffen werden. Wen wundert es da, dass in Wien Landstraße am meisten zu Fuß gegangen wird?

Auf früheren Jagdgründen

Die „Jägerzeile“ in der Leopoldstadt liegt zwischen Praterstraße und Czerningasse. Einst war sie eine Siedlung von Hofjägermeistern, die die nahe gelegenen Jagdgründe der Adeligen in den Praterauen betreuten. Mit der zunehmend dichteren Bebauung verschwanden auch die Fußwege zwischen der wichtigen Straße und dem Donaukanal. Vier Öffentliche Durchgänge bewahren Stadtflaneure bis heute davor, einen riesigen Umweg machen zu müssen, wenn sie beispielsweise von der Nepomukgasse oder der Rotensterngasse  kommend zur Czerningasse gelangen möchten.

Das Wissen um diese „Geheimtipps“ geht zunehmend verloren. Kaum ein Haustor verrät, ob sich dahinter eine fußläufige Abkürzung verbirgt. Und wer will schon unerwünscht bei fremden Leuten durch die Wohnanlage spazieren oder in einer Sackgasse landen?

Öffentliche Durchgänge werden gekennzeichnet

Erst seit wenigen Jahren existiert ein zentrales Register über öffentliche Durchgänge in Wien. Seither konnten Orientierungs- und Routingservices für Zu-Fuß-Gehende verbessert werden. Routings wie anachb zeigen nun geschickte Fußwege-Verbindungen an, ebenso die neuen Orientierungs-Stelen auf Flaniermeilen und die Wiener Fußwegekarte.

Zu Beginn des Jahres 2018 wurden drei öffentliche Durchgänge mit eigenen Symbolen als solche markiert. Hinweisschilder geben Auskunft darüber, auf welche Straße der Durchgang hinführt und ob er barrierefrei ausgestaltet ist.
Ob sich diese Maßnahme für PassantInnen als hilfreich erweist – nach dem Motto „Besser Leben mit kurzen Wegen“ – wird eine wissenschaftliche Begleitung des Projektes zeigen.

Orientierungstele am Stephansplatz

Tipp: die Orientierungs-Stele vor dem Stephansdom verrät viele Durchgänge im Herzen von Wien

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10 Kommentare

Josef Herrmann sagte am 02.03.2018, 12:42:
1. Praterstrasse zwischen Nestroyplatz und Mayergasse - da ist ca. die Hälfte der Häuser durchgängig zur Czerningasse. 2. Kleeblattgasse-Kurrentgasse (= Tuchlauben-Judenplatz) Wichtig ist, immer die Öffnungszeiten anzuschreiben - nicht jedes Durchhaus ist rund um die Uhr geöffnet
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Kathrin Ivancsits sagte am 06.03.2018, 09:32:
Vielen Dank für die Tipps!
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Christiane Withoff sagte am 02.03.2018, 16:46:
Gibt es auch eine Führung zu den Durchgängen von Wien? Ersuche um Info, hätte Interesse daran. Beste Grüße Christiane Withoff
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Kathrin Ivancsits sagte am 06.03.2018, 09:31:
Liebe Frau Withoff, derzeit haben wir keine Führung durch Durchgänge geplant - wenn Sie unseren Newsletter abonniert haben werden Sie regelmäßig über unsere Veranstaltungen informiert. Sollten einmal ein Spaziergang zu Durchgängen stattfinden, ist er sicher im Newsletter angekündigt. Den Newsletter können Sie hier bestellen: https://www.wienzufuss.at/newsletter-anmeldung/
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Mücke Alfred sagte am 02.03.2018, 17:17:
Wunderbar wie sich Wien zu fuß präsentiert. ABER gibt es die Vorschläge auch als lose Blattsammlung oder als Buch?
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Kathrin Ivancsits sagte am 06.03.2018, 09:29:
Lieber Herr Mücke, danke für das Lob und die Frage. Nein, ein Buch haben wir noch nicht veröffentlicht. Welche Vorschläge, Themen interessieren Sie konkret? Dann haben wir eventuell eine passende Broschüre dazu. Liebe Grüße Kathrin Ivancsits, Wien zu Fuß
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ruth spichtinger sagte am 04.03.2018, 18:31:
Durchgang Lerchenfelderstraße - Burggasse
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Kathrin Ivancsits sagte am 06.03.2018, 09:27:
Danke schön.
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Michael sagte am 07.03.2018, 06:48:
Wie sieht denn hier die genaue Rechtslage aus? Abseits dieser "berühmten" Durchhäuser gibt es vor allem in den Außenbezirken ganz viele Wohnbauten, Siedlungen etc., und hier fällt es oft schwer, zwischen legalen Abschneidern und Privatgrund zu unterscheiden. Darf man überall durch, wo man auch durch kann?
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Kathrin Ivancsits sagte am 07.03.2018, 10:34:
In der Regel sind Durchgänge, durch die man nicht gehen darf entsprechend gekennzeichnet oder versperrt. Im Routenplaner anachb und in der Fußwegekarte sind die geöffneten Durchgänge eingezeichnet. Liebe Grüße
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