Zwischen Tradition und Moderne – Kulturpfade durch Neustift a. W. – Salmannsdorf

ca. 1h 30m
2.7 km
Rathstraße 1, 1190 Wien
Celtesgasse 2, 1190 Wien
Termin eintragen

Die Kulturinitiative Neustift/Salmansdorf nahm im Juli 2018 die Geh-Café Besucherinnen und Besucher mit auf einen Streifzug in Döbling. Zwischen Weingärten, Heurigen und engen Gäschen gab es jede Menge zu entdecken. Die Route und Wissenswertes zu den einzelnen Punkten entlang der Strecke sind hier zusammengefasst. Herzlichen Danke an Herrn Burkart von der Kulturinitiative für das gesammelte Wissen und den Routenvorschlag.

Die Route verläuft von der Rathstraße, über den Hauerweg und die Straße Neustift am Walde zum alten Neustifter Friedhof. Weiter zum Sommerhaidenweg, zur Neustifter Kirche und über das Fuhrgassl zur Mariensäule. Über die Salmannsdorfer Straße und die Celtesgasse endet die Route bei der Volksschule Celtesgasse.

Karte

Aktivieren

Von der Rathstraße zu Neustift am Walde

Die Rathstraße wurde 1894 nach Leopold Rath (1834–1894), dem letzten Bürgermeister von Neustift am Walde benannt. Die Familie Rath zählt zu den ältesten Familien in Neustift am Walde. Die Straße hieß bis 1876 Grottenbachgasse bzw. Krottental und dann bis 1894 Sieveringer Straße.

Etwa auf Höhe Rathstraße Nr. 20 kann man den Wandel der Rathstraße besonders gut erkennen, weiters auf der Böschung ein Zubau zu einem denkmalgeschützten Haus sowie die durch die jüngster Bebauung verdeckte Turmspitze der Neustifter Kirche
Weiters kann man bereits die für Neustift am Walde und Salmannsdorf prägende Be-deutung des Krottenbachs, der das Wasser der Quellen auf der Südseite des Dreimarksteins und auf der Nordseite des Michaelerbergs aufnimmt, erkennen. Nachdem der Oberlauf seit 1910/1911 überwölbt war, verschwand der Bach, der von zahlreichen Brücken überspannt worden war, und wurde das Ortsbild in diesem Bereich völlig verändert.

Über den Hauerweg geht es auf die Straße Neustuft am Walde. Die seit 1894 zur Erinnerung an den alten Vorortnamen benannte Straße Neustift am Walde hieß vorher Wiener Straße. Sie war bis 1938 die Hauptverkehrsader von Wien über Pötzleinsdorf nach Neustift und Salmannsdorf, in der 1908 – 1938 die Stoll Obuslinie „Gleislose Straßenbahn“ Pötzleinsdorf – Salmannsdorf verkehrte, und wurde durch die Krottenbachstraße, die die Hauptverbindung von Oberdöbling zu den Heurigenorten Salmannsdorf und Neustift am Walde herstellt, abgelöst.

Das Haus Nr. 50 Neustift am Walde steht unter Denkmalschutz. Es ist das einzige denkmalgeschützte Privathaus.

Über den Hauerweg zu den alten Kreuzen

Der Hauerweg wurde 1912 nach den ortsansässigen Hauern (Weingartenbesitzern) benannt.
Über ihn gelangt man zu den alten Kreuzen. Doch was bedeuten diese?
Die Kreuze erinnern einen ersten Friedhof der Gemeinde Neustift am Walde. Doch die Lage so nahe am Krottenbach verursachte einige Schwierigkeiten.
Oftmals schwammen die Särge bereits nach dem Absenken ins Grab im Wasser. Dadurch konnten die Särge nur in geringer Tiefe begraben werden. Die Umstände führten dazu, dass die Verwesung nur langsam vonstattenging und eine ständige Seuchengefahr drohte. Deshalb wurde die Gemeinde von der Notwendigkeit der An-lage eines neuen Friedhofes auf der Hutweide überzeugt. Dieser wurde am 25.11.1823 von Propst Dunkler vom Stift Klosterneuburg geweiht, die erste Bestattung er-folgte am 28.12.1823.

Sommerhaide

Sommerhaide wird der im Süden von Neustift gelegene Nordabhang zum Krottenbach genannt. Erste grundbücherliche Erwähnung ist 1744: < Sommerhaid >. Für den Flurnamen Sommerhaide wurde früher auch häufig die Bezeichnung (Neustifter) Hutweide gebraucht. Im oberen Teil der Sommerhaide führt der Sommerheidenweg. Allerdings hat der Weg durch die Anlage von Schrebergärten etwas von seiner früheren Schönheit eingebüßt.

Der Sommerhaidenweg in Neustift am Walde ist seit 1938 über etwa 2 km die Grenze zwischen den Wiener Gemeindebezirken Währing und Döbling.

Der Weg war jahrzehntelang – insgesamt etwa 1000 Mal – ein Treffpunkt für die Amateurastronomie. Hier hielt der Gründer des österreichischen Astrovereins, Oswald Thomas, ab etwa 1920 seine zweiwöchigen Sternführungen, bei denen er einer großen Zuhörerschar die Planeten und Sternbilder erklärte. Als um 1950 die Straßenbeleuchtung auch diesen Höhenzug erreichte, konnte er bei der Stadtverwaltung deren zeitweilige Abschaltung erwirken. Wie lebendig der beliebte Volksbildner seine Erläuterungen gehalten haben muss, lässt sich aus mehreren seiner populär-astronomischen Bücher erahnen.

Zur Neustifter Kirche

Vorbei am Hebewerk Neustift am Walde 41, das den Behälter Michaeler-berg (370 m) der bis 1910 zur Verstärkung der I. Wiener Hochquellenleitung errichteten II. Wiener Hochquellenleitung (ursprünglich: II. Kaiser-Franz-Josef-Hochquellenleitung), die Trinkwasser aus dem Hochschwabgebiet in der Steiermark nach Wien bringt, versorgt - bis zur Neustifter Kirche.

Die Neustifter Pfarrkirche ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Bezirksteil Neustift am Walde des 19. Wiener Gemeindebezirks Döbling. Sie ist dem heiligen Rochus geweiht.
Ursprünglich gehörte Neustift am Walde zur Pfarre Heiligenstadt. Die Stiftungsurkunde der Sieveringer Pfarrkirche aus dem Jahre 1330 belegt, dass die Bevölkerung von Sievering gemeinsam mit der Neustifter Bevölkerung und den Einwohnern von Salmannsdorf diese Kirche bauten. Dadurch wurden Neustift am Walde und Salmannsdorf auch in Sievering ein-gepfarrt. Erst 1713 stiftete der italienische Kaufmann Marco Abundio eine Kapelle mit Holz-kuppel und einer Tafel, die an die Pest des Jahres und die Errichtung der Kapelle zu Ehren der dreieinigen Gottheit, der heiligen Jungfrau und der Pestpatrone Rochus, Sebastian, Karl Borromäus, Franz Xaver und Rosalia erinnerte.
Erst durch Joseph II. und die Übertragung des Gebietes an das Stift Klosterneuburg wurde Neustift am Walde 1784 zusammen mit Salmannsdorf zu einer eigenständigen Pfarre erho-ben. Die Rundkapelle wurde in der Folge zwischen 1783 und 1785 durch Anbau des Presby-teriums, der Sakristei und eines gemauerten Turmes zur Pfarrkirche erweitert. Die ursprüng-lich an der Kapelle angebrachte Tafel wurde über dem Kircheneingang angebracht. Der Kirchturm musste 1851 durch einen neuen ersetzt werden, wobei eine neuerliche Erweiterung der Kirche erfolgte. Die gartenseitig gelegene Wochentagskapelle wurde 1978 angebaut. Außen finden sich insgesamt vier barocke Heiligenstatuen des Antonius von Padua, Karl Borromäus, Paulus und Petrus.

Der klassizistische Hochaltar im Inneren der Kirche wurde im Jahr 1786 errichtet. Das Altarbild steht noch in der Tradition der Barockmalerei. Über die Herkunft des Bildes, das stilistisch älter ist als die klassizistische Rahmung und seinen Künstler ist nichts bekannt.

Übers Fuhrgassl in die Weinberge

Ist Ihnen der Turm in der Eyblergasse aufgefallen?
In der Eyblergasse (vorher Kirchengasse), 1894 benannt nach Joseph Edler von Eybler; stand die 1783 erbaute alte Volksschule von Neustift am Walde. – 1861 Erweiterung auf 2 Klassen. Am 15. September 1899 wurde das neue Schulhaus in der Celtesgasse eröffnet.
1880 Umbau des in der Kirchengasse befindlichen Schulhauses für die freiwillige Feuerwehr (20. Nov. 1880 – 8. Jan. 1929). Im neuen Feuerwehrgerätehaus stand vorerst nur eine kleine alte Gemeindespritze zu Verfügung. Wasserwagen und Fahrspritze folgten. ( Ringtheater-brand 1881). Nunmehr steht hier die 1927/28 erbaute Feuerwache. Bemerkenswert ist der freistehende dreistöckige Übungsturm im Hof. – Grundlage bei der Schulung mit Leitern.

Weiter über die Fuhrlgasse erreichen wir die Weinberge. Wie ist übrigens die einzige Metropole der Welt, die innerhalb der Stadtgrenzen nennenswerten Weinbau betreibt.

Auf der Mitterwurzergasse steht eine Mariensäule. Sie wurde 1697 vom österreichischer Bildhauer Paul Strudel oder Strudl (* um 1648 in Cles (Trentino); † 20. November 1708 in Wien) geschaffen. Unter Strudels Leitung entstand in den Jahren 1686 bis 1693 die Pestsäule am Graben in Wien.

Die kleinste Volksschule Wiens

In der Celtesgasse geht diese Route zu Ende. Hier befindet sich Wiens kleinste Schule. Die Sie liegt in der Katastralgemeinde Salmannsdorf.
Die Schule beherbergt vier Klassen, einen Turnsaal, einen technischen Werkraum und Garderoben. Im Außenbereich stehen den Schülerinnen und Schülern ein Pausenhof mit Ballspielplatz und ein Schulgarten mit Obstbäumen und Spielgeräten zur Verfügung.
Der Hort KIWI (Kinder in Wien) befindet sich im Obergeschoss.