Willkommen auf dem Blog von Wien zu Fuß! Alle Wege, alle Sinne und warum das Gehen in Wien so wichtig ist. Lesen Sie mehr…
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ schrieb Hermann Hesse in einem Gedicht. Die ersten zwölf Monate als Beauftragte für FußgängerInnen liegen hinter mir und ich gebe Ihnen hier einen Einblick über den Weg, den ich mit meinem Team beschritten habe.

Fußverkehr und Lebensqualität

„Wozu braucht es denn eine eigene Beauftragte für das Zu-Fuß-Gehen?“, wurde ich zu Beginn häufig gefragt. Eine Frage, die zeigt, dass Zu-Fuß-Gehen als so selbstverständlich betrachtet wird, dass eine intensivere Beschäftigung damit vorerst irritiert. Dabei ist das Gehen die Basis aller Mobilität, die ersten Schritte eines Kindes werden mit Begeisterung wahrgenommen, im Alter wollen wir so lange wie möglich gehen können – warum also soll das Zu-Fuß-Gehen für die Öffentlichkeit nicht wichtig sein?

Wien hat in den letzten Jahren den Rang einer der lebenswertesten Städte der Welt erworben, und es zeigt sich, dass derartige Rankings stark mit den Qualitäten des Fußverkehrs zusammen hängen. Dazu kommt, dass sich Städte zunehmend darüber Gedanken machen, wie ein gesundes und nachhaltiges Zusammenleben in urbanen Räumen funktionieren kann (weltweit leben bereits mehr Menschen in Städten als auf dem Land). Was liegt also  näher, als sich dem Zu-Fuß-Gehen als gesunde, leise, platz- und energiesparende Mobilität zu widmen?
Aus diesen Gründen wurde eine Beauftragte für FußgängerInnen eingesetzt. Und als solche fällt mir nun die Aufgabe zu, eine Schnittstelle zu sein zwischen den Menschen, die zu Fuß gehen, der Politik, der Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Die Marke Wien zu Fuß

Mit „Wien zu Fuß“ wurde eine Marke geschaffen, die für das Zu-Fuß-Gehen in Wien steht. Das Logo ist eine selbstbewusst schreitende Person. Der Claim „Alle Wege – alle Sinne“ ist Programm: Es geht darum, Probleme auf Alltagswegen aufzuzeigen, die Interessen und Bedürfnisse der Zu-Fuß-Gehenden zu bündeln, sowie nützliche Informationen bereit zu stellen. Es geht aber auch darum, Lust auf das Zu-Fuß-Gehen zu machen, seine Vorzüge zu kommunizieren und Veranstaltungen zu fördern, die das Gehen mit allen Sinnen erfahrbar machen.
Die Entwicklung dieser Marke war ein Prozess, an dem sich viele Experten und Expertinnen aus unterschiedlichsten Branchen, aus Medien, Wissenschaft und Verwaltung beteiligt haben.

Alle Wege

Der direkte Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern ist mir das wichtigste. Im ersten Jahr erreichten uns 670 Anfragen. Bei häufigen Problemen suchen wir gemeinsam mit Bezirken und Behörden nachhaltige Lösungen. Jede Anfrage trägt dazu bei, die Interessen von Zu-Fuß-Gehenden sichtbar zu machen. Mit der Auswertung dieser Anfragen identifizieren wir jene Themen, die einer intensiveren Auseinandersetzung bedürfen. Darüber hinaus gibt es mit dem „Netzwerktreffen Fußverkehr“ nun auch einen strukturierten Dialog zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung. Und bei all diesen Gesprächen und Diskussionsrunden kristallisieren sich Themen heraus, die das Team von Wien zu Fuß in Aktionen und Kampagnen umsetzt.
Das führte zum Beispiel zum „Wiener Verkehrsfrühling“: Radfahr- und Fußgängerorganisationen sprachen sich dabei gemeinsam für mehr gegenseitige Rücksichtnahme auf gemischten Geh- und Radwegen aus. Die darauf folgende Aktion „Respektzone Gehsteig“ führte uns in zwölf Bezirke Wiens.
Mit der Kampagne „Räumphase ist Leo“, an der sich 19 Bezirke und der ARBÖ Wien beteiligten, warben wir für mehr Gelassenheit an ampelgeregelten Kreuzungen.

Neben dieser Kampagnen- und Netzwerkarbeit gilt es auch, das Bewusstsein für Barrierefreiheit zu stärken. Maria Grundner ist es vor allem, die im Team von Wien zu Fuß diese Aufgabe wahrnimmt. Workshops und Vorträge gehören ebenso zu ihrer Arbeit, wie die Weiterentwicklung bestehender Normen und Richtlinien. Maria Grundner steht in ständigem Austausch mit Behindertenorganisationen und vermittelt etwa bei der Frage, wie sich blinde und sehschwache Menschen in Begegnungszonen zukünftig orientieren können.

Alle Sinne

Gehen erlaubt das Wahrnehmen der Stadt mit allen Sinnen. Gehen erlaubt Spontanität und Ungebundenheit. Und gehen ist inklusiv – alle können daran teilhaben!
Deshalb organisierten und unterstützten wir im vergangenen Jahr über 20 Veranstaltungen, bei denen das Gehen lustvoll erlebt werden konnte, oder öffentlicher Raum zum Wohnzimmer mutierte.  Sei es beim Fledermaus- oder Generationen-Walk am Donaukanal, beim Geh-Café, dem Format für bewegten Diskurs von Wien zu Fuß, der Suche nach dem coolsten Sommerspaziergang, oder einem Konzert mit Klavier mitten auf der Fahrbahn.
Als erlebnisorientierte Tools für Straßenfeste wurden Barfuß-Parcours und Barrieren-Rally geschaffen. Bei der Barrieren-Rally gilt es, einmal mit Rollstuhl, Gehhilfe, Blindenstock oder Schlechtseh-Brille einen kurzen Weg zu bewältigen.

Gemeinsam weiter gehen!

2014 startet mit unserer eigenen Website  – schön, dass Sie uns hier besuchen! Nützen Sie den Terminkalender für Ihre Veranstaltungen im oder über das Gehen, die Wunschbox für Ihre Anliegen und verraten Sie uns Ihren Lieblingsspaziergang.

Das war die erste Etappe von Wien zu Fuß. Einiges konnten wir auf die Beine stellen. Im Verlauf dieses Jahres sprachen uns immer wieder Menschen an, denen das Gehen wichtig ist, die sich über unsere Arbeit freuten, uns zur Seite standen oder denen wir bei ihrem Engagement helfen konnten. Die Begegnung mit all diesen Menschen, ihre Begeisterung für das scheinbar unbedeutende Gehen, die Gewissheit, nicht allein zu sein auf dem Weg – darin bestand der besondere Zauber in diesem ersten Jahr. Gehen Sie mit uns gemeinsam weiter!

Ihre Petra Jens

 

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