Geh-Café: Gehen, Reden, Staunen – Junge Grätzl in Atzgersdorf

Am Donnerstag, 9. Juni, führte das Geh-Café der Mobilitätsagentur in den 23. Bezirk. Das weitläufige ehemalige Industriegebiet rund um die Breitenfurter Straße ist Teil eines atemberaubenden Stadtentwicklungs-Konzepts. Inmitten erster freier Flächen, aufgelassener Fabrikanlagen, bis hin zum ältesten Teil Atzgersdorfs – dem Kirchenplatz- entstehen neue Räume für Wohnen, Erholung, Bildung, Kunst und Kultur.
„Sie müssen sich viele Dinge jetzt noch vorstellen“, beginnt Volkmar Pamer von der MA 21 – Stadtteilplanung und Flächennutzung den Grätzl-Spaziergang in Atzgersdorf. Atzgersdorf ist eines der acht Dörfer, die gemeinsam seit 1954 den 23. Wiener Gemeindebezirk bilden.
Ein Dorf ist Atzgersdorf schon lange nicht mehr. Große Gemeindebauten, Industriegebiete, Fabriken, die stark befahrene Breitenfurterstraße. Dieses Grätzl hat seinen ganz eigenen Reiz irgendwo zwischen Dorf, Vorstadt und Durchzugsstraße. „Hier hat sich in den 40 Jahren, in denen ich hier lebe, sehr viel verändert. Als ich aufgewachsen bin, war Atzgersdorf wirklich noch ein Dorf. “, erzählt Elisabeth Kampner: „Die Entwicklung zu beobachten ist irrsinnig spannend.“ Und die Entwicklung geht weiter.

In den kommenden zehn Jahren wird im Gebiet zwischen dem Atzgersdorfer Zentrum und der Bezirksgrenze im Norden (Kirchmühlgasse) beidseits der Breitenfurter Straße vieles passieren. Wohnbau wird entstehen, das Grätzl urbaner und belebter werden. „Atzgersdorf ist derzeit best of unattraktiv“, so Planungskoordinator Volkmar Pamer: „In zehn Jahren wird hier ein vollkommen neuer Stadtteil entstehen, ein attraktiver noch dazu.“

Multifunktionalität und Wohnraum

Ein Ort der sich massiv verändern wird sind die ehemaligen Unilever-Gründe, an der Breitenfurterstraße. Auf dem früheren Industriegelände entsteht ein Wohnblock und ein multifuntkionales Gebäude. Über einer Tiefgarage entsteht ein Supermarkt, darüber findet eine Schule Platz. Urbanität bedeutet auch Multifunktionalität – das gilt auch ganz besonders für Bauwerke,“ erklärt Pamer.Die Breitenfurterstraße wird breiter – nicht um noch mehr Individualverkehr fassen zu können – sondern um eine Bus- und Radspuren zu schaffen.

Mehr grün

„Carrée Atzgersdorf“ wird der Bereich zwischen Atzgersdorfer Straße im Norden, Ziedlergasse im Osten, Hödlgasse, Scherbangasse und Mopurgopark im Süden und Bahntrasse im Westen genannt. Dieses Gebiet erhält in Zukunft Wohnqualität. 1.500 neue Wohnungen, verbunden durch Grünflächen. Verkehrsberuhigte Zonen und eine gute fußläufige Verbindung zur S-Bahn-Station sind geplant. „Es wird eine Art Platz-Park Hybrid entstehen, das die Menschen einlädt, den öffentlichen Raum hier auch zu nutzen.“ Der Baubeginn ist im Jahr 2017.

Das Dorf in der Stadt

Im Zentrum kann man noch erahnen, wie das Dorf Atzgersdorf einmal ausgesehen hat. Der Kirchplatz leidet noch unter dem Durchzugsverkehr. Er soll wieder belebt werden. „Der Einzelhandel wird von neuen Wohnungen und dem Zuzug profitieren“, zeigt sich Volkmar Pamer zuversichtlich. Derzeit steht die Erdgeschosszone im angrenzenden Neubau noch leer. Ebenfalls geplant ist ein großer Park direkt am Liesingbach. Momentan befindet sich auf dem Gelände der Campingplatz „Camping Wien Süd“. Mit den Grundbesitzern wird verhandelt. „Die Grünausstattung im Grätzl ist sehr gering, in den kommenden zehn Jahren soll Atzgersdorf viel grüner werden.“

Mitreden, mitarbeiten, mitgestalten

Auf dem Gelände der ehemaligen Sargfabrik – das Backsteingebäude ist denkmalgeschützt – wird ein Kulturzentrum entstehen. Derzeit wird die Fabrik zwischengenutzt. In den großen Lagerhallen finden z. B. Theateraufführungen statt. Auf dem ehemaligen Holzlagerplatz hat die Lokale Agenda LA 21 einen Pflückgarten angelegt. „Gemeinsam mit den Menschen in der Nachbarschaft setzen wir einige Projekte um“, erzählt Gisa Ruland von der Agenda Liesing: „Diesen Gemeinschaftsgarten oder auch ein Generationenprojekt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des „Haus am Mühlengrund“ und den Schülern der Schule Ziedlergasse.“ Auch Projekte zur Integration der in der Ziedlergasse untergebrachten Flüchtlinge werden von der Agenda betreut. So gibt es gemeinsame Nachbarschaftsfeste oder die Aktion Bike4Refugees.

„Sie müssen sich viele Dinge jetzt noch vorstellen“

Nach dem einstündigen Spaziergang geht das Geh-Café bei Kuchen und Getränken im Hof der Sargfabrik zu Ende. Ja, es braucht viel Vorstellungskraft um sich ein Bild vom neuen Atzgersdorf zu machen. Doch eines steht fest, es hat auch heute schon seinen ganz speziellen Reiz und ist es wert, einmal wachen Auges besucht zu werden.
Informationen zur Agenda Liesing: http://www.agendaliesing.at/
Informationen zum Zielgebiet Liesing Mitte: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/zielgebiete/liesing-mitte/planungsergebnis/zentrum-atzgersdorf.html

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