Wiener und Wienerinnen sind gehfreudig

Wiener gehen im Schnitt fast 190 Minuten pro Woche. Das zeigen die Ergebnisse einer groß angelegten Studie zu Bewegung in Städten. Weitere Erkentniss der Studie: Gute Infrastruktur und öffentlicher Verkehr erhöhen Gehfreudigkeit. Leben Menschen in dicht bewohnten Gegenden, mit ausgebautem öffentlichen Verkehrsangebot oder größerem Angebot an Arbeitsplätzen und Ausbildungsstätten gehen sie im Schnitt mehr zu Fuß. Das ist ein Ergebnis einer Studie im Fachblatt „Enviromental Health Perspectives“, die Forscher in sieben europäischen Städten durchgeführt haben. Wiener kommen demnach wöchentlich auf rund 190 Gehminuten.

Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts „Physical Activity through Sustainable Transport Approaches“ (PASTA) wurden fast 8.000 Bewohnerinnen und Bewohner in Antwerpen, Barcelona, London, Örebro (Schweden), Rom, Zürich und Wien befragt. Sie beantworteten u.a. Fragen dazu, wie viel Zeit pro Woche gegangen wird, aus welchen Gründen welche Beförderungsmittel genützt werden sowie zur Einstellung zum Gehen oder zum Zugang zu Auto, Fahr- oder Motorrad.

Geografische Informationen über die jeweilige städtische Struktur wurden berücksichtigt – also etwa die Straßenverbindungen der Gegenden, in denen die Befragten wohnen und arbeiten, Gehdistanzen zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder Grün-oder Wasserflächen. Laut StudienautorInnen handelt es sich um die erste Untersuchung dieser Art, in der nicht nur die Wohnumgebung, sondern auch die des Arbeits- oder Ausbildungsplatzes berücksichtigt wurde. Das erlaubt einen detaillierteren Blick auf die Fragestellungen, so die Erstautorin der Studie, Mireia Gascon, vom Institut für globale Gesundheit in Barcelona (ISGlobal).

Auf die im Städtevergleich meisten Gehminuten kommen die BewohnerInnen Barcelonas mit fast 260 pro Woche. Darauf folgen die LondonerInnen mit rund 255 Minuten und die RömerInnen mit ungefähr 230 Minuten. In Wien waren es unter den etwas mehr als 1.000 lokalen StudienteilnehmerInnen im Schnitt fast 190 Gehminuten. Die WienerInnen gehen damit deutlich mehr als die Befragten in Zürich (rund 130), Örebro (116) und Antwerpen (50 Minuten).

Am Gehfreudigsten präsentierten sich Befragte, die in urbanen Gegenden mit guter Infrastruktur, guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr und hoher Bevölkerungsdichte leben. Sie gingen im Schnitt um zwölf Prozent mehr als Personen aus anderen Vierteln. Arbeiteten sie lediglich in solchen Vierteln, war der Effekt ebenfalls messbar, allerdings weniger stark.

Als gute GeherInnen stellten sich vor allem Leute heraus, die viel öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Anders das Bild bei Menschen, die vor allem auf ihre motorisierten Fahrzeug setzen. Erwerbsarbeit ist der Studie zufolge der Bewegung eher abträglich: Menschen, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen oder in Ausbildung stehen, gehen 65 Prozent mehr als Vollzeiterwerbstätige.

Für die AutorInnen liefert ihre Untersuchung einerseits wichtige Informationen zum für die öffentliche Gesundheit wichtigen Bewegungsverhalten in unterschiedlich strukturierten Städten. Andererseits zeige es, wie mit stadtplanerischen Maßnahmen Menschen zum Gehen angeregt werden könnten, schreiben die WissenschafterInnen.

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