Per-Albin-Hansson-Siedlung: mehr als ein Gemeindebau

14.000 Bewohnerinnen und Bewohner, 6.000 Wohnungen, 30 Hektar, Altersheim, Einkaufszentrum, Kindergarten, Jugendzentrum, … Das beschreibt keine Kleinstadt sondern eine Wohnsiedlung in Favoriten: die Per-Albin-Hansson-Siedlung. Das Geh-Café am 7. Oktober schaute gemeinsam mit Wiener Wohnenwohnpartner und IBA Wien hinter die „chinesische Mauer“ und entdeckte eine überraschend grüne „Stadt in der Stadt“.

„Ich bin ein Kind der Hansson-Siedlung.“ Bezirksvorsteher Marcus Franz ließ es sich nicht nehmen an diesem regnerischen Herbstnachmittag das Geh-Café zu begleiten. Ist er doch selbst in der Siedlung aufgewachsen. So begrüßte der Bezirksvorsteher die Gäste des Geh-Cafés nicht nur, sondern erzählte auch etwas über die Geschichte der Siedlung.

Der Bau der Per-Albin-Hansson-Siedlung war das erste große Bauvorhaben der Stadt Wien nach dem 2. Weltkrieg. Zum Bauen genutzt wurden Ziegelsteine, die aus Bauschutt produziert wurden. Um diese Ziegelsteine zu machen, brauchte es spezielle Maschinen. Und diese wurden von der schwedischen Regierung im Rahmen eines großzügigen Hilfsprogramms gespendet. Somit erklärt sich der Name der Siedlung: Per Albin Hansson war damals schwedischer Ministerpräsident.

Noch weitere Straßen und Gassen in der Siedlung sind nach schwedischen Persönlichkeiten und Städten wie Bernadotte, Selma Lagerlöf, Malmö und Göteborg benannt. Das Areal rund um den Stockholmer Platz steht unter Denkmalschutz.

Eröffnet wurde der erste Teil der Siedlung – heute als Per-Albin-Hansson-Siedlung West bezeichnet – vor 70 Jahren, im Jahr 1951. In den 1970-er Jahren wurde die Siedlung im Osten und Norden erweitert.

Hinter der „Chinesischen Mauer“ ists Grün

„Chinesische Mauer“? Bezirksvorsteher Marcus Franz spricht über den Olof-Palme-Hof .

Im Favoritner Slang wird der Olof-Palme-Hof als „Chinesische Mauer“ bezeichnet, erklärt Bezirksvorsteher Marcus Franz. Tatsächlich schirmt der zwischen 1972 und 1976 gebaute Wohnblock die Siedlung zur Favoritenstraße hin ab. Die 400 Wohnungen des markanten, aus wabenförmigen Einheiten zusammengesetzten „Superblocks“ schauen alle ins Grüne. Nur 2,7 Hektar der Gesamtfläche von 30 Hektar sind verbaut – dazwischen finden sich ausgedehnte Grünanlagen.

Gekommen um zu bleiben 

Das viele Grün macht auch einen großen Teil der Lebensqualität in der Hansson-Siedlung aus – und erklärt auch, weshalb die Siedlung nicht nur historisch sondern auch demografisch recht alt ist. Der Altersdurchschnitt in der Per-Albin-Hansson-Siedlung ist hoch, viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind über 60 Jahre alt. „Die Menschen finden hier alles, was sie brauchen. Theoretisch muss man die Siedlung nie verlassen“, weiß auch Marcus Franz. Ein Einkaufszentrum bietet Nahversorgung, der angrenzende Kurpark Oberlaa bietet Naherholung. Immer wieder findet man Kunstwerke zwischen und auf den Gebäuden. Kunstführer Per-Albin-Hansson-Siedlung. Mit Schulen, Jugendzentrum und Altersheim werden die Bedürfnisse aller Generationen befriedigt.

Bezirksvorsteher Marcus Franz zur Lebens- und Wohnqualität in der Per-Albin-Hansson-Siedlung.

Das Miteinander der Generationen ist entscheidend für die Wohnzufriedenheit. Jede und jeder kann vom anderen lernen – wenn man das annehmen kann, entsteht Mehrwert“, erklärt Klaus Lukas von wohnpartner.

In der Per-Albin-Hansson-Siedlung kümmern er und sein Team sich darum, dass das Zusammenleben im Gemeindebau funktioniert. Die Wohnzufriedenheit in der Siedlung ist hoch und die Leute sind froh hier zu leben. „Natürlich kann es auch zu Unstimmigkeiten kommen“, so Lukas: „Die schaffen wir aus der Welt.“ Wie? Zum Beispiel durch offene Kommunikation, Veranstaltungen und Projekte, die Generationen und Kulturen verbinden. In der Per-Albin-Hansson-Siedlung wurde etwa ein Bewohner*innen-Zentrum als Treffpunkt eingerichtet und gemeinsam mit Wiener Wohnen und den Bewohner*innen eine Schaukastenzeitung entwickelt.

Ein Exemplar der Schaukastenzeitung steht direkt am zukünftigen Mehrgenerationenplatz. Hier, nahe des Pensionistenwohnhauses wird in Kürze der Platz umgestaltet – mit Möblierung, die Jung und Alt zum gemeinsamen Verweilen einlädt. Mit diesem und anderen Projekten soll die Per-Albin-Hansson-Siedlung für ihre Bewohnerinnen und Bewohner lebenswert bleiben. Initiativen, wie ein Gemeinschaftsfest im Sommer oder „AALbin – Aktiv im Alter mit Digitalisierung“ tragen dazu bei, dass das Leben in der Siedlung funktioniert.

Siedlung fit für die Zukunft machen

Rainer Zeitlinger von IBA Wien erklärt, was es bedeutet, die Siedlung „fit für die Zukunft“ zu machen.

Wie kann es gelingen, eine städtische Großsiedlung aus den 70er Jahren fit für die Zukunft zu machen und an die heutigen Wohnbedürfnisse anzupassen? Der Mehrgenerationenplatz ist schon eine Antwort darauf. Denn bei aller Lebens- und Wohnqualität entspricht die 70 Jahre alte Siedlung nicht mehr überall aktuellen Wohnbedürfnissen. Gemeinsam mit IBA Wien wurden sechs Handlungsfelder definiert, innerhalb derer die Hansson-Siedlung zukunftsfit gemacht wird: Öffentlicher Raum und Grünraum, Barrierefreiheit, Mobilität, Nachbarschaft und soziale Infrastruktur, Sicherheit, Hitzeschutz. Die Per-Albin-Hansson-Siedlung ist damit schon mitten auf dem Weg vom traditionellen Wohnbau zum modernen Wohnen in der Stadt. Details zum Projekt: IBA Wien – Per-Albin-Hansson-Siedlung

Die Per-Albin-Hansson-Siedlung ist einen Besuch wert. Hier finden Sie die Route des Spaziergangs „Geh-Café: Mitten durch den Gemeindebau.“

2 Kommentare

Gärtner Otto sagte am 30.11.2021, 11:39:
1000 Wohnungen und 14000 Bewohner?
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Kathrin Ivancsits sagte am 30.11.2021, 13:03:
vielen Dank für den Hinweis. Es sind etwa 6.000 Wohnungen für die ca. 14.000 Bewohner*innen. 1.021 Wohnungen hatte der erste Wohnblock in der Siedlung.
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