Sonnenuntergang am Mühlwasser

Andrea: „Wenn man zu Fuß unterwegs ist, spürt man mehr, wo man lebt“

Andrea erledigt ihre Wege gerne zu Fuß: Zum Einkaufen in Stadlau ist sie mit dem Einkaufstrolley unterwegs. Und zur Erholung zieht es sie zum Spazierengehen zum und in die Siedlungen rund ums Mühlwasser. Bei einem Spaziergang durch ihr Grätzl, wo sie seit 27 Jahren lebt, hat uns die 59-jährige Bankangestellte mehr über ihre Passion, das Zu-Fuß-Gehen, erzählt. 

Alltagswege zu Fuß …

Du lebst links der Donau (LiDo). Hier in der Donaustadt wird im Vergleich zu anderen Bezirken wenig zu Fuß gegangen. Wie ist das bei dir?

Also, ich mache alle meine Einkäufe zu Fuß mit dem Einkaufswagerl. Und mein Eindruck ist, dass viele zu Fuß zum Supermarkt kommen. Ich bin nie gerne Auto gefahren: Nach der Geburt meines Sohnes hab ich dann angefangen zu fahren. Aber das war dann schnell wieder vorbei, weil man’s nicht braucht. Im Umkreis ist alles, was man zur Grundversorgung benötigt, gut zu Fuß erreichbar. Und mit einem Wagerl kann man relativ viel einkaufen gehen. Und ich mags auch, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Hin und wieder trifft man doch jemanden, oder man plaudert mit jemand am Weg. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, spürt man mehr, wo man lebt: Sei es, weil man sieht, wo etwas gebaut wird oder wenn die Schule gerade anfängt. Es ist ein anderes Empfinden für die Umgebung.

Andrea an der Alten Donau (© Andrea Pelzmann)

Diese Besorgungswege mache ich schon lange zu Fuß, aber dass ich im Alltag mehr gehe, hat sich vor ein paar Jahren entwickelt – schon vor der Corona-Pandemie. Damals habe ich ein Studium begonnen und in der Innenstadt gearbeitet. Zwischen meiner Arbeitsstätte in der Bank und der Uni bin ich alles zu Fuß gegangen, weil das immer so 20-25 Minuten Distanzen waren. Da habe ich das Zu-Fuß-Gehen eingebaut. Und irgendwie wurde daraus eine Passion fürs Gehen. Heute schau ich zuerst, wie weit es zu Fuß ist. Und wenn es mir zu weit ist, schaue ich erst nach den Öffi-Verbindungen.

… und Spazierengehen in der Freizeit

Sind deine Wege im Alltag die einzigen, die du zu Fuß zurücklegst?

Nein, davon getrennt gibt es noch das Spazierengehen: damit ich mich bewege, aber viel wichtiger, damit ich den Kopf frei bekomme. Meine Familie ist eigentlich immer schon viel gegangen, aber bei mir hat sich das – wie bei ganz vielen – in der Corona-Zeit und durch die Lockdowns so gesteigert, dass ich halt wirklich jeden Tag gehe. Ich war in den letzten zwei Jahre nur im Home-Office und gehe deswegen jeden Tag eine halbe Stunde bis Stunde raus.

Du hast mir vorab gesagt, dass deine Hobbies Malen und Spazierengehen sind. Hättest du das auch vor fünf Jahren zu mir gesagt?

Vor fünf Jahren hätte ich dir vermutlich Malen und griechisch Tanzen als Hobbies genannt. Das mit dem Tanzen geht jetzt nach zwei Jahren Pandemiepause wieder los. Das Spazierengehen hat sich entwickelt und stark zugenommen. Dass es zugenommen hat, ist sicher eine Mischung daraus, dass ich seit einiger Zeit in Altersteilzeit bin und dass auch mein Sohn erwachsen ist. Es bleibt also mehr Zeit für mich. Und natürlich nochmals angestoßen durch die Pandemie-Situation. Da habe ich total schätzen gelernt, dass wir  nur fünf Minuten brauchen, um ein bisschen weg vom Verkehr und Lärm zu sein.

Hast du einen Lieblingsweg? 

Hier durch die Siedlungen lasse ich mich gern treiben. [Hier finden Sie einen Routenvorschlag durch die von Andrea beschriebenen Siedlungen.] Das mache ich gern. Oft habe ich beim Losgehen keine Ahnung, wo ich am Ende hingehen werden. Ich nehme mir dann nur eine Zeit vor, die ich unterwegs sein will. Mein Mann ist da anders, der will eine genaue Route haben. Wir haben daher auch so mehrere Runden: Also eine Runde ist in Richtung Alte Donau, eine in Richtung Industriestraße. Diese Standardrunden entwickelt man so mit der Zeit. Da weiß man auch, wie lang man genau geht und so.

Weg am Mühlwasser

Am Mühlwasser (© Mobilitätsagentur)

Gehen als Ausgleich

Du hast vorhin davon gesprochen, dass du beim Spazieren den Kopf frei kriegst. Gibst noch andere positive Effekte für dich? 

Also auf jeden Fall die Bewegung, weil ich jetzt immer noch relativ viel sitze – sowohl beruflich als auch bei meiner außerberuflichen Tätigkeit. Und das Gehen ist ein super Ausgleich zum Sitzen. Ich fahre auch manchmal mit dem Rad einfach so durch die Gegend und schau, was so ums nächste Eck ist. Aber meistens entscheide ich mich dann doch fürs Gehen, weil ich eben so viel sitze. Und dann denke ich mir, ich gehe lieber, als dass ich mich wieder aufs Rad setze.

Bist du dann meist allein unterwegs?

Ich gehe auch sehr gerne alleine spazieren. Da nimmt man die Umgebung mehr wahr und kann die Gedanken ein bisschen fliegen lassen. Aber ich gehe auch mit meinem Mann, und einmal in der Woche gehe ich mit meiner Schwester gemeinsam spazieren, die seit einigen Jahren in meiner Nähe wohnt. Wenn man zu zwei geht, kann man gut tratschen und merkt gar nicht, wie viel man geht. Also ist das Spazieren für mich auch das Soziale, das Plaudern. Aber wenn man allein geht, ist es auch super schön. Beides sind eigentlich schöne Punkte.

Sie haben Lust Stadlau durch Andreas Augen zu entdecken? Dann folgen Sie einer ihrer Spazierrouten – je nachdem, ob Sie sich eher treiben lassen wollen oder dem gpx-Track genau folgen wollen, hält die Route auch Anregungen zum Weiterspazieren für Sie bereit.

2 Kommentare

Heidi Sequenz sagte am 28.04.2022, 14:05:
Danke für dieses wunderbare Interview💚
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Wolfgang Orgler sagte am 28.04.2022, 14:56:
So eine Schilderung macht Lust auf mehr Zu-Fuss-Gehen.Vielen Dank.
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