Besucher des Urban Village am Rathausplatz staunen über die größte Wienkarte aller Zeiten. Foto von Christian Fuerthner

5 Gründe, warum barrierefreies Bauen für uns wichtig ist

Barrierefreiheit. Dieser Begriff ist Ihnen bestimmt auch schon einmal untergekommen. Manchmal steht er in der Zeitung. Oft kommt der Begriff vor, wenn eine Straße oder ein Platz umgebaut werden. Da wird dann „barrierefrei“ gebaut. Doch was bedeutet „barrierefrei“ überhaupt? Und warum ist es wichtig, dass eine Stadt – und nicht nur Städte – barrierefrei bauen?

Wir haben 5 Gründe gefunden, warum barrierefreies Bauen für uns alle wichtig ist. Natürlich gibt es noch viel mehr Gründe dafür. Ergänzt gerne in den Kommentaren unter diesem Blog.

1. Damit wir im hohen Alter auch noch auf einen Kaffee gehen können.

Gibt es etwas Schöneres als mit Freundinnen und Freunden gemeinsam im Kaffeehaus zu sitzen? Nicht viel, wenn Sie mich fragen. Gemütlich Kaffee trinken, Plaudern, Torte essen. Einfach gemeinsam eine gute Zeit haben … schön.

Doch wie kommt man ins Kaffeehaus? Mit der Straßenbahn oder dem Bus, zu Fuß und dann ins Lokal hinein. Doch warte! Wie steig ich denn in die Straßenbahn ein, mit meinem Rollator oder den Krücken, wenn ich schon älter und gebrechlich bin?
Stufen, Kanten, zu schwere Türen und vieles mehr sind kleine Dinge, die aber für viele Menschen zu Hindernissen werden können. Barrierefreies Bauen verhindert das – und wir können auch mit Gipsbein, kaputter Hüfte oder Gehhilfe auf einen Kaffee gehen.

4 Damen sitzen gemeinsam um einen Tisch, plaudern und lächeln.

Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

2. Um Sturzgefahr zu vermeiden

Einmal kurz nicht geschaut, schon ist man gestolpert und hat sich das Knie blutig geschlagen. Ja, zugegeben, ich sehe nicht gut. Wie muss das dann für Menschen sein, die eine Seheinschränkung haben? Wenn Gegenstände nur verschwommen oder gar nicht gesehen werden? Eine Gehsteigkante kann zu einer gefährlichen Stolperfalle werden. Und an herausragenden Kanten – etwa auf Kopfhöhe – kann man sich leicht eine Beule oder blaue Flecken holen.

Verschwommenes Bild, aus der Perspektive einer seheingeschränkten Person.

So sieht die Welt mit einer Seheinschränkung aus. Hätten Sie die Treppen gleich gesehen?

 

Ein Gebäude mit einer Kante auf Kopfhöhe.

Auf Kopfhöhe ragt hier eine Kante hervor. Wer da nicht aufpasst oder genau sieht, kann sich leicht eine Beule holen. Oder Schlimmeres. Foto: Maria Grundner

3. Es ergibt sich kein Nachteil: Barrierefreiheit bedeutet Komfort für alle.

Meine Oma hat mit 70 ihre Wohnung umgebaut. Ein Lift für die Treppe, eine neue bodenebene Dusche, ein höherer Toilettensitz. Die Knie haben nicht mehr mitgespielt – Stiegen steigen und das Bücken fielen ihr schwer. Zum Glück hatte sie etwas Geld gespart. Sie hat gesagt „Hätte ich doch nur schon als Junge daran gedacht!“

Ähnlich ist das beim Bauen von Straßen, Plätzen, öffentlichen Gebäuden … Wenn man die Bedürfnisse aller Menschen – z. B. älterer und/oder mobilitätseingeschränkter Personen – mitdenkt, können alle gut in der Stadt unterwegs sein und unbeschwert(er) am Leben teilnehmen. Und um teures Geld nachjustieren ist auch nicht nötig. Win-Win-Situation.

Eine Frau im Rollstuhl mit einem blonden Kind auf dem Schoß. Der Rollstuhl wird von einem jungen Mann mit Mütze geschoben. Ein Mann mit gelber Haus geht neben dem Rollstuhl. Im Vordergrund blühen lila Blumen.

4. Um keinen Menschen auszuschließen.

Unsere Gesellschaft ist bunt und vielfältig. Menschen jeden Alters, mit verschiedenen Hautfarben, unterschiedlichen Berufen, Hobbys und Schuhgrößen leben in Wien. Alle sollen am Leben in der Stadt teilhaben können.

Das ist die Definition von Barrierefreiheit:

„Der Zustand der Barrierefreiheit ist erreicht, wenn für möglichst alle Menschen bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung sowie andere gestaltete Lebensbereiche in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind (vgl. Legaldefinition in § 6 Abs. 5 Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz).“ https://www.sozialministerium.at/Themen/Soziales/Menschen-mit-Behinderungen/Barrierefreiheit

5. Dank Barrierefreiheit findet man sich zurecht

Der Platz vor einem Hochhaus-Gebäude. Auf dem Platz steht ein A-Ständer mit einem Hinweisschil darauf angebracht. Auf dem Hinweisschild ist ein Pfeil und das Wort Haupteingang zu lesen.

Anscheinend ist der Haupteingang dieses Krankenhauses nicht intuitiv zu finden. Das Schild hilft aus. Eventuell für manche aber immer noch zu klein geschrieben? Foto: Maria Grundner

Barrierefrei zu bauen bedeutet: attraktives und funktionales Design, die Architektur soll intuitiv erleb- und nutzbar sein. Und barrierefrei bauen heißt auch, dass man sich einfacher orientieren kann. Wenn man beispielsweise den Haupteingang zum Krankenhaus leicht findet – also barrierefrei und ohne um Hilfe bitten zu müssen – ist das schon durchaus praktisch.

Also: bauen wir uns die Welt barrierefrei!

Ein Artikel von Maria Grundner und Kathrin Ivancsits

1 Kommentar

Bettina sagte am 14.12.2022, 18:08:
Mein vater sitzt seit 2017, nach einer Oberschenkelamputation im Rollstuhl. Die Barrieren beginnen schon bei erhöhten Gehsteigen, den Eingangstüren, keine Lifte bei diversen Ärzten bzw. Stufen bis zum Lift, keine Behindertenparkplätze vor z.b. der Confraternität um nur einige Beispiele zu nennen. Es gehört noch sehr viel getan in dieser Richtung.
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