Geh-Café Neu Leopoldau: Wohnen am Gaswerk

Wo früher wichtiges Gas für einen großen Teil Wiens hergestellt und verteilt wurde, wohnen nun mehrere tausend Menschen. Das Grätzl Neu Leopoldau wurde in den letzten Jahren besiedelt. Ein guter Ort, um sich die Details bei einem Geh-Café anzusehen.

Neu Leopoldau? Wo ist das eigentlich? Eine Frage, die eine unserer beiden Guides an diesem regnerischen Nachmittag, die Gemeinderätin und Anrainerin Ilse Fitzbauer, sicher nicht so gerne hört. Immerhin wohnt sie schon seit vielen Jahren am Rande des ehemaligen Gaswerks in Floridsdorf. Ganz, ganz früher, ab dem Jahr 1912 eine wichtige Versorgungsstelle für die Stadt, war es in den letzten Jahrzehnten eher eine Industrieruine, die nun wach geküsst wurde: Hier entstand ein neues Grätzl, mit 1.400 neuen Wohnungen.

Alt und Neu passt doch gut zusammen

In Neu Leopoldau gibt es eine ganz besondere Mischung, erzählt uns Antonia Steiner von der Gebietsbetreuung, die uns ebenfalls durch das Grätzl im 21. Bezirk führte. Denn zahlreiche Gebäude sind denkmalgeschützt und müssen deshalb erhalten und nur sehr sanft saniert werden. Daraus ergibt sich eine Mischung aus neuen Wohngebäuden und alten Häusern, die teils schon 100 Jahre alt sind. In einem wohnt sogar noch ein Mieter, der das Recht hat, lebenslang eines der Gebäude zu bewohnen. Neben den Wohnungen für rund 3.000 Menschen werden in Neu Lepeoldau gerade auch Flächen für Firmen geschaffen. Aber nicht für große Industrien wie früher. Es geht um kleine, emissionsarme Produktions-Betriebe, wie Antonia Steiner erzählt. Diese sollen im ehemaligen Werkstättenhof untergebracht werden.

Alt und Neu. Die Mischung machts in Neu Leopoldau

Golfspielen oder Zu-Fuß-Gehen?

Üblicherweise lässt sich ja das Golfspielen mit dem Zu-Fuß-Gehen gut verbinden. Nicht so in Neu Leopoldau. Denn der Jürgenssenweg, der zwischen Feldern und dem Grätzl entlangführt, würde plötzlich gesperrt, wie uns Ilse Fitzbauer erzählt hat. Warum? Weil ein Golfplatz am Rande des Weges kein Geld für einen hohen Zaun hatte, und deshalb die Gefahr bestand, dass Läufer:innen oder Passant:innen von den Bällen getroffen wurden. Also Sperre des beliebten Fußweges, was zu einem Aufschrei führte. Zum Glück hat sich der Immobilienentwickler dazu entschlossen, den Zaun zum Großteil zu finanzieren, somit konnte der Weg wieder geöffnet werden. Dieser ist nämlich eine wichtige Verbindung, wenn man mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist. Das wird in Neu Leopoldau überhaupt sehr forciert. Autos sieht man hier kaum. Die Bewohnenden sollen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein. An einem Sharing-System, das den Anrainer:innen zur Verfügung steht, wird aber noch gearbeitet. Auch an eine so genannte gute Durchwegung mit wenig Zäunen wurde gedacht.

Jungfamilien bekommen, was sie brauchen

In neuen Stadtteilen ist es natürlich klar, dass zahlreiche Jungfamilien zu den neuen Bewohner:innen zählen. So natürlich auch in Neu Leopoldau. Auf seine erste Sommersaison wartet auch der große Park in der Mitte des Grätzls, der Ende 2022 fertig geworden ist. Dort wurde in der Gestaltung auch an die Geschichte des Ortes erinnert. Gelbe Rohre ziehen sich als Element durch den Spielplatz, und auch ein Gedenkstein für die während des Nationalsozialismus getöteten, ehemaligen Arbeiter:innen einer Widerstandszelle wurde am Rande des Parks errichtet.

Mit September öffnet auch die neu errichtete, dringend benötigte Schule ihre Tore. Diese wird neun Klassen haben und einen kurzen Schulweg den jüngeren Bewohner:innen von Neu Leopoldau und den umliegenden Grätzl ermöglichen. Kinderlachen statt Schwerindustrie also.

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