Geh-Café: Fairnesszone Donaukanal

Mit rund 90 Personen die Fairnesszone am Donaukanal entlang gehen? Funktioniert! Wir haben es Anfang Mai 2025 mit dem Geh-Café getestet und haben damit die Fairnesswochen am Donaukanal gestartet.

Wir haben unsere Tour bei der Friedensbrücke begonnen, unten am Donaukanal an der Promenade. Empfangen hat uns die Bezirksvorsteherin des 9. Bezirks, Saya Ahmad. Sie bezeichnet den Donaukanal als Ort des Zusammenlebens und das trifft es wirklich: Die Promenade nutzen Flanierende, Läufer:innen und Radler:innen, Hunde mit Begleitung, radfahrende und spielende Kinder, Menschen mit Roller, Rollschuhen oder Skateboard. Saya Ahmad bezeichnet die Promenade auch als Projekt, um das es sich dauerhaft zu kümmern gilt. Es hat nicht immer so ausgesehen wie heute und es gibt auch noch immer viel Verbesserungspotential. Daran arbeitet die Bezirksvorstehung mit allen Akteur:innen, die es dazu benötigt.

Siegi Lindenmayr, ein Alsergrunder Politiker, berichtet aus der bewegten Geschichte des Donaukanals, dass noch bis Ende der 1990er Jahre der Alserbach ungeklärt in den Donaukanal geflossen ist und auch die Promenade nicht in der heutigen Breite bestand. Durch zahlreiche Bestrebungen einen attraktiveren Ort zu schaffen, gelang es den Weg um 1,5 m zu verbreitern und die Uferböschungen aufzuwerten, um nicht nur mehr Platz für die Menschen, sondern auch für Flora und Fauna zu schaffen. Einige Versuche gab es auch die Radler:innen von der Promenade an die Lände zu verbannen, schlussendlich ist die heutige Fairnesszone ein fairer Kompromiss für alle.

Nach dieser Einführung in die Geschichte ging es vorbei an Sportplätzen bis zum Siemens-Nixdorf-Steg.

Auf ein Getränk zur Fährfrau

Den zweiten Halt machte das Geh-Café beim Siemens-Nixdorf-Steg, der 1990-1991 errichteten Fußgängerbrücke, die den Alsergrund mit der Leopoldstadt verbindet. Bis Ende der 1980er Jahre gab es an dieser Stelle eine Rollfähre, die den Menschen half den Kanal zu queren. Einige der Anwesenden können sich noch gut erinnern und schwelgen kurz in Erinnerung an die Zeit, in der die Fährfrau gerne auch mal ein Getränk verkauft hat oder eine Fahrt mit der Fähre Teil eines Kindergeburtstages war.

Cornelia Ehmayer-Rosinak, Stadtpsychologin, beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Fairnesszone am Donaukanal. Es gilt dabei zu bedenken, dass hier entlang des Kanals nicht nur Menschen zu Fuß unterwegs sind, sondern hier ein Radweg von überregionaler Bedeutung verläuft und 50km/h offiziell erlaubt sind. Seit 2005 hat sich auch die Stadt intensiv mit dem Donaukanal als Zielgebiet befasst und 2010 wurde der Masterplan Donaukanal veröffentlicht, der noch heute ein wichtiges Dokument darstellt und beispielsweise regelt, dass der Großteil konsumfrei bleiben muss.

Sommerliebe Donaukanal

Der Donaukanal ist ein Naherholungsgebiet mitten in der Stadt und bietet ein faires Angebot für eine gemeinsame Nutzung und schöne Begegnungen. Für einige ist der Donaukanal die Sommerliebe, wo es einen hinzieht im Sommer. So gehen wir weiter bis zur Rossauerbrücke und entlang der Summerstage bis zum Alsergarten. Die Summerstage bietet neben viel Kulinarik auch Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Kunst im öffentlichen Raum. Sie entstand als Maßnahme gegen Angsträume. Gestartet wurde mit einem Zelt, Musik und einem Gastronomen und heute ist hier von Mai bis September ein buntes fröhliches Treiben.

Viel Austausch und Kultur ist auch im Alsergarten zu finden. Der Kulturverein ist 2020 entstanden und bewirtschaftet entlang der Lände auf 300m² einen Nutz- und einen Wildgarten. Wichtig ist der selbstorganisierten Gruppe ebenfalls Kultur und Sport. So ist nicht nur der Schwimmverein Donaukanal dort beheimatet, sondern es finden auch Workshops zur Fortbildung, Tischtennis-Events und kulturelle Veranstaltungen statt. Der respektvolle Umgang mit der Natur und das Miteinander in der Stadt stehen immer im Vordergrund.

Der Donaukanal lebt

Am Donaukanal wurde und wird immer weiter gearbeitet – Verbesserungspotential gibt es jederzeit. Zur Bewältigung der Klimakrise wird derzeit auch das Potential der Fernwärme am Alsergrund ausgebaut. Raus aus Gas und Öl ist das Motto im angrenzenden Grätzl. Im dicht verbauten Gebiet der Rossau wird bis 2040 flächendeckend Fernwärme zur Verfügung stehen. Mit dem Wiener Wärmeplan 2040 will die Stadt bis 2040 eine klimaneutrale Energieversorgung zur Verfügung stellen, um auch in Zukunft die hohe Lebensqualität der Stadt zu sichern. Dann wird Wien mit Energie zu je einem Drittel aus der Müllverbrennung Spittelau, dem Kraftwerk Simmering und der Erdwärme aus Aspern versorgt sein.

Es wird also nicht nur am Donaukanal und dem Treppelweg das Potential ausgeschöpft, sondern auch unterirdisch am Alsergrund.

Das nächste Geh-Café findet am 17. Juni (16:00 Uhr) im 16. Bezirk statt.

Copyright: Christian Fürthner