Geh-Café: Ein Jahr nach dem 1.000-jährlichen Hochwasser
Nach der Sommerpause der Geh-Cafés ging es bei schönem Wetter in den Westen von Wien, um bei Wolf in der Au mehr über den Hochwasserschutz in Wien zu erfahren. Begrüßt wurden die Spaziergeher*innen von Georg Brockmeyer von der Mobilitätsagentur und der Bezirksvorsteherin von Penzing Michaela Schüchner.
Ein interessantes Detail wurde von den beiden am Anfang erwähnt. Demnach war der Abschuss des letzten Wolfes 1833 und ein Gasthaus mit den Namen „Zum Wolf in der Au“ namensgebend für die Gegend. Der Spaziergang wurde von Stefan Frischer, von der Magistratsabteilung 45 Wiener Gewässer geführt. Er ist mit seinem Team für den Hochwasserschutz am Wienfluss zuständig. Die Anlagen wurden schon 1899 fertiggestellt und die Becken wurden früher auch zur Erholung genutzt. Es gibt insgesamt 7 Rückhaltebecken, 6 Becken dienen dem Rückhalt des Wienflusses und eines dem des Mauerbachs. 1902 wurde auch das Gebäude der Wienflussaufsicht fertiggestellt.

Stefan Frischer von der Magistratsabteilung 45 der Stadt Wien erklärte einiges zum Hochwasserschutz am Wienfluss. (c) Mobilitätsagentur/Christian Fürthner
Der Wienfluss führt im Normalfall circa 200 Liter (0,2 Kubikmeter) Wasser pro Sekunde. Bei Hochwasser kann dieser Wert in kurzer Zeit (ca. 8 Stunden) auf über 450.000 (450 Kubikmeter) Liter Wasser steigen. Ab einem Wasserstand von 1,30 Meter schließen sich die Wehranlagen nacheinander und der Zulauf in die Rückhaltebecken beginnt. Wenn eine Höhe von 3,50 Meter erreicht ist, fließt der Wienfluss mit dem Mauerbach zusammen. Damit der Hochwasserschutz funktioniert, müssen die Wehranlagen geschlossen sein.
Der Wienerwaldstausee gehört auch zum Hochwasserschutz, wobei dieser vor allem nach Niederösterreich und weniger nach Wien wirkt. Zum Glück wurde der See letztes Jahr aufgrund einer Baustelle um 2m abgesenkt und war beim Hochwasser innerhalb von 10 Stunden wieder gefüllt.
Renaturierung und Erholungsgebiet
Ab 2000 wurden die Becken in eine Wehranlage umfunktioniert und renaturiert. Der Wienfluss bahnt sich seinen Weg ohne äußere Eingriffe durch die Becken und die Natur hat sich wieder gut erholt. Somit ist es sehr grün und es gibt sogar Bäume und Teiche in den Rückhaltebecken. Allerdings sind es leider vor allem wildwuchernde Neophyten, die sehr schnell wachsen. Um das ökologische Potential des Wienflusses zu nutzen, soll die Fischdurchgängigkeit vom Donaukanal bis zu den Auhofbecken ermöglicht werden. Dafür sind mindestens 20cm Wasserstand notwendig.
Die Becken sind für Erholungssuchende zwar nicht zugänglich, aber es gibt Fuß- und Radwege entlang den Wehren. Aus diesem Grund gab es früher ein sehr aufwändiges Sicherheitskonzept mit Durchsagen und Blinklichtern. Damals kam es leider immer wieder zu Fehlalarmen. Im neuen Konzept gibt es entlang der Strecke Warnelemente mit einem gelben und einem roten Strich. Erreicht das Wasser den gelben Strich ist Vorsicht geboten, ab dem roten Strich gilt es den Weg zu verlassen.
Sanierung und weitere Hochwasserschutzmaßnahmen
Die ganze Wienflussverbauung steht unter Denkmalschutz und wird aktuell saniert bzw. werden Schäden durch das 1.000-jährlich Hochwasser im Jahr 2024 ausgebessert. Beim Hochwasser wurden zahlreiche Warnelemente, Messstationen usw. weggespült. Teilweise kam es zu Betonausbrüchen von 60cm und Löcher von 2-3 Meter sind durch die Erosion des Wassers entstanden. Diese Löcher werden im Fachbegriff Kolke genannt. Weiters werden Stege, Blitzschutz und die Steuerungstechnik der Wehranalgen erneuert. Die Mauern der Wehranlagen werden zusätzlich zwischen 10-70cm höher. Dadurch ist zukünftig ein Hochwasserschutz für ein 5.000-jährliches Hochwasser am Wienfluss gegeben. Die Bauarbeiten werden noch ca. ein Jahr dauern.
Beim gemütlichen Ausklang im Garten der Wienflussaufsicht konnten noch einige Fotos vom Hochwasser 2024 angeschaut und weitere Fragen gestellt werden. Das letzte Geh-Café 2025 findet am 30. Oktober 2025 statt und ist ein Spaziergang durch den Zentralfriedhof. Treffpunkt ist um 16 Uhr beim Zentralfriedhof Tor 11, 1110 Wien.
Wer davor noch mehr zu Fuß gehen will, kann beim großen LiDo-Wandertag rund um Floridsdorf und Donaustadt am 18. Oktober 2025 von 08-20 Uhr mitmachen!