Streifzug durchs demenzfreundliche Hollyw… ähm Hietzing

Rund hundert Personen sind der Einladung nach Hietzing zum Geh-Café am 22. September 2022 gefolgt. Auf sie wartete ein „Streifzug durch demenzfreundliche Hietzing“ sowie nostalgische Erinnerungen an „Hollywood in Hietzing“. Sie können sich darunter nichts vorstellen? Dann lesen Sie weiter!

Demenzfreundlicher Bezirk

Hietzing ist einer der 23 demenzfreundlichen Bezirken in Wien. Mit diesem Konzept wird sichergestellt, dass auch Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen selbstständig leben, ihren Hobbies nachgehen und sich im Bezirk zurechtfinden können. Dazu zählt im öffentlichen Raum eine barrierearme Gestaltung – nicht nur im körperlichen Sinn mit Rampen statt Stiegen, sondern auch durch eine gute Orientierung und geschulte Personen in wichtigen Institutionen. So gibt es zum Beispiel Wachzimmer, in denen alle Polizist:innen demenzgeschult sind.

Hietzing ist nicht nur ein demenzfreundlicher Bezirk, sondern auch ein familienfreundlicher Bezirk. Außerdem startet 2022 eine Arbeitsgruppe, um Hietzing auch fußgänger:innenfreundlich zu machen. Wie die Besucher:innen des Geh-Cafés erfahren, sind die gesetzten Maßnahmen hier oft deckungsgleich sind. Maßnahmen, die für Menschen mit Kleinkindern wichtig im öffentlichen Raum sind, sind es oft auch für ältere Menschen. Von Rampen, die gut mit dem Kinderwagen oder Rollator zu überwinden sind, bis hin zur Verkehrsberuhigung fallen viele Qualitäten darunter. Die Mobilitätsforscherin Elisabeth Füssl macht vor Ort einen Qualitätscheck anhand der Londoner Healthy Streets:

 

Buntes Netzwerk

Die Initiative MITEINANDER im demenzfreundlichen Hietzing hat den Teilnehmenden des Geh-Cafés – in Kooperation mit dem Kardinal-König-Haus und dem Fonds Soziales Wien – beim Spaziergang durch Hietzing verschiedene Einrichtungen und Engagierte vorgestellt.

Teilnehmende des Geh-Café, am Mikrofon Petra Rösler

Petra Rösler (am Mikrofon) ist die Ansprechperson für die Initiative MITEINANDER im demenzfreundlichen Hietzing (Foto: Christian Fürthner)

Die Initiative ist ein buntes Netzwerk von Mediziner:innen, Institutionen wie der Bezirksvorstehung und der Polizei sowie Kultureinrichtungen. Mit dabei sind aber auch Selbsthilfegruppen wie PROMENZ und Ehrenamtliche, die Betroffene unterstützen. Dazu gibt es Projekte wie „Frühe Hilfe bei Demenz“ und die Freizeitbuddies, die soziale Teilhabe für Betroffene ermöglichen.

Sabrina Forster

Sabrina Forster koordiniert die Projekte „Frühe Hilfen“ und „Freizeitbuddies“ (Foto: Christian Fürthner)

Wichtig für die Initiative ist die gute Vernetzung im Bezirk. Ein Teil der Vernetzung ist es auch, mit Kulturinstitutionen wie dem Kunsthistorischem Museum zusammenzuarbeiten. Das KHM bietet jeden Freitag den Barriere*FREI*Tag an. Dieses inklusive Führungsangebot richtet sich jeden vierten Freitag im Monat im Speziellen an Menschen mit Demenz und ihre Begleiter:innen. An den anderen Freitagen finden Tastführungen, Führungen in Gebärdensprache bzw. Führungen in einfacher Sprache statt.

Bewegen und handeln

Wussten Sie, dass Bewegung vor demenziellen Erkrankungen schützen kann? Und Bewegung hilft auch, wenn bereits Diagnosen gestellt wurden. Wer jetzt sagt, das ginge im Alter nicht mehr, hat Andreas Trubel noch nicht getroffen. Der Hietzinger lebt mit Parkinson und Lewy Body. In seiner Video-Reihe „Trubel turnt“ zeigt er, warum nach der Diagnose und in der Bekämpfung der Krankheit Bewegung wichtig ist und wo bzw. wie er in Hietzing turnt.

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Andreas Trubel ist auch in der Selbsthilfegruppe PROMENZ aktiv, die sich 14-tägig persönlich trifft und dreimal pro Woche zum virtuellen Kaffeehaus „Café PROMENZ“ lädt. Auch die Initiative MITEINANDER im demenzfreundlichen Hietzing lädt 14-tägig zum Begegnungscafé ins Kardinal-König-Haus. Die Cafés sind offen für alle.

Als erste Anlaufstelle für Beratungen und Informationen steht Interessierten in Hietzing die Bezirksvorstehung zur Verfügung. Aber nicht nur dorthin können sich Betroffene und Angehörige wenden, sondern auch an das Kardinal König Haus und das Büro der Senior:innen-Beauftragten in Wien, wo die Plattform Demenzfreundliches Wien koordiniert wird.

Hollywood in Hietzing

Hietzing war ein beliebter Filmdrehort – weniger für Hollywood-Filme, aber für viele österreichische Klassiker. So waren die Außerirdischen am „1. April 2000“ auch in Schönbrunn zugange, wo Jahre später dann Timothy Dalton für „James Bond: Der Hauch des Todes“ drehte.

Klaus Daubeck im Schönbrunner Schlosspark, er hält ein Bild des Films "1. April 2000" hoch

Klaus Daubeck mit einem Filmstill von „1. April 2000“ (Foto: Christian Fürthner)

In Hietzing wurde auch in den 1930er Jahren der Film „Endstation“ gedreht, zu dem Klaus Daubeck eine unterhaltsame Geschichte rund um Paul Hörbiger und die Nazis zu erzählen weiß:

Aber auch außerhalb des Schlossparks finden sich Filmdrehorte, zum Beispiel an der Kreuzung Trauttmansdorffgasse/Fasholdgasse jener von „Hallo Dienstmann„. Wer mehr über Hollywood in Hietzing erfahren will, kann sich an Guide Klaus Daubeck wenden, der regelmäßig in seinem Newsletter über entsprechende Führungstermine informiert.

Am 4. Oktober 2022 gibt es noch ein Geh-Café in diesem Jahr. Dabei erkunden wir den Brunnenmarkt und die neue Thaliastraße. Seien Sie dabei! Wenn Sie in der Zwischenzeit die Route des Hietzinger Geh-Cafés nochmals gehen wollen, finden Sie hier den entsprechenden Planausschnitt dazu

1 Kommentar

Friedrich Knobloch sagte am 27.09.2022, 08:23:
Dieses Gehkaffee war wieder sehr erlebnisreich und informativ. Besonders das Thema "Hollywood in Hietzing" fand ich sehr interessant. Die schönen Häuser in der Gloriette gasse mit der Schratt-Villa haben mir sehr gut gefallen. Die Organisation war wie immer hervorragend.
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